Der Eisstocksport ist vermutlich so alt, wie der Winter selbst, gewiss aber die älteste Sportart, die im Reichenhaller Talkessel betrieben wird. Alten Überlieferungen ist zu entnehmen, dass das Eisschießen - es müsste eigentlich Eisstockschießen heißen, und der offizielle Terminus lautet heute Eisstocksport - im 13. Jahrhundert von Nordländern in den Alpenraum gebracht wurde, wo es schnell die Begeisterung der Bauern und Handwerker weckte.
Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich dieser Sport, der zunächst ausschließlich als Freizeitbeschäftigung betrieben wurde, zu den heutigen Formen. Von Bad Reichenhall aus wurde die Sportart im Ruperti- und Chiemgau verbreitet, denn zusammen mit den Königsseern waren die Reichenhaller die Ersten, die diesen Sport profimäßig betrieben.
Die Gründung des 1.Eisstock-Clubs Bad Reichenhall ist auf
folgendes, wohl einmaliges Kuriosum zurückzuführen:
Fünf Eisstocksportler aus der Kurstadt reisten 1926 zur Deutschen Meisterschaft nach Garmisch-Partenkirchen und vertraten die Reichenhaller Farben, ohne einem Verein anzugehören. Die Funktionäre drückten beide Augen zu und verweigerten die Teilnahme nicht, zumal niemand damit rechnete, dass die Nobodies im Kampf um die Meisterschaft würden mitmischen können. Der Name des Deutschen Meisters im Eisstockschießen des Jahres 1926 ist nicht bekannt, man kennt lediglich die Namen der fünf Reichenhaller, die damals sensationell den Titel gewannen, was nicht nur den Groll der gegnerischen Favoriten weckte, sondern auch die Verantwortlichen zum Handeln zwang: Um zur Titelverteidigung im nächsten Jahr antreten zu können, mussten die Reichenhaller einen Verein gründen, so die Auflage der Offiziellen.
Am 12.März 1927 wurde der 1.EC Bad Reichenhall aus der Taufe gehoben. 34 honorige Bürger enthält die Anwesenheitsliste der Gründungsversammlung, die im Reichenhaller Hof abgehalten wurde.
Beinahe sechs Jahrzehnte lang hatte sich das Vereinsleben am Gablerweiher abgespielt, als man plötzlich und völlig unerwartet im Frühjahr 1984 Gelände und Clubhütte, beides befand sich in Privatbesitz, räumen musste. Quasi über Nacht stand der traditionsreiche 1.EC Bad Reichenhall mehr oder weniger auf der Straße. Ohne Asphaltbahn, Bocciabahn, Eisweiher mit Beleuchtung, und Vereinsheim als gesellschaftlichem Mittelpunkt drohte dem Club die Auflösung. Dem umsichtigen Handeln der Verantwortlichen und dem Zusammenhalt einer eingeschworenen Gemeinschaft, die mit der Kiblinger Alm am Saalachsee flugs ein neues Vereinslokal zum gemeinsamen Treffpunkt auserkoren und den Glauben an den Fortbestand des Clubs nie aufgegeben hatte, ist es zu verdanken, dass 1985 ein denkwürdiges Jahr in der Vereinsgeschichte werden sollte.
Nach einer kurzen Phase der Hoffnungslosigkeit schöpfte man schon bald neuen Mut, und es wurden die Ideen für die Zukunft des Vereins geboren. Zunächst wandte sich die Vorstandschaft hilfesuchend an die Stadt. Oberbürgermeister, Stadtrat, Stadtverwaltung und Kämmerei sicherten dem Club ihre Hilfe und Unterstützung zu, ein neues Zuhause zu finden.
Diese Nachricht löste zunächst Euphorie aus im Lager der Reichenhaller Eisstocksportler, doch nachdem sich die Vorstandschaft ein Jahr lang erfolglos bemüht hatte, ein geeignetes Grundstück für den Bau einer Sportanlage zu finden - verschiedene Umstände verhinderten, dass der Reichenhaller Eisstock-Club an der Loferer Straße beim Kesselbach, bei der Schießstätte am Wappbach, bei der alten Kläranlage in der Grabenbachau, beim Lindnerweiher in der Saalachau, bei der Fischzucht in Karlstein oder beim Saalachkraftwerk eine neue Sportanlage würde bauen dürfen - waren die Aussichten um die Jahreswende 1984/85 düster, dass die Reichenhaller Eisstocksportler in absehbarer Zeit wieder ein sportliches und gesellschaftliches Zentrum besitzen könnten.
Die finanzielle Unterstützung war zwar garantiert, die lokalen Möglichkeiten, einen Bauplatz zu finden aber ausgeschöpft, so dass man die anfängliche Euphorie bereits wieder gegen Hoffnungslosigkeit ausgetauscht hatte, als der Stadtkämmerer im Frühjahr 1985 anregte, die Eisstocksportler doch auf dem Gelände des Fußballstadions anzusiedeln. Diese Anregung war die Geburtsstunde der neuen Stocksportanlage.
Die Hürde, im Landschaftsschutzgebiet bauen zu dürfen, wurde vom Vorstand bei der unteren Naturschutzbehörde genommen. Die Finanzdirektion des Freistaates Bayern bewilligte als Grundeigentümer ebenfalls das Bauvorhaben. Das Stadtbauamt entwarf die Baupläne, die von Oberbürgermeister und Stadtrat einstimmig abgesegnet wurden, und nachdem der Stadtkämmerer die finanziellen Mittel bereitgestellt und der Landkreis Berchtesgadener Land 20 Prozent der Gesamtkosten übernommen hatte, stand dem Bauvorhaben nichts mehr im Wege. Am 14.Juni 1985 erteilte die Stadt dem 1.Eisstock-Club Bad Reichenhall als Bauherrn die Genehmigung, in der Nonner Au 3 eine Stocksportanlage mit Bocciabahn und Vereinshütte errichten zu dürfen.
Sofort gingen die Clubmitglieder ans Werk und rodeten in vielen, stundenlangen Arbeitseinsätzen mühevoll das mit Bäumen und Buschwerk dicht bewachsene Grundstück, so dass bereits im Juli die Bauausschreibungen an Firmen und Handwerksbetriebe versandt und die Aufträge vergeben werden konnten. Ende August konnte mit dem Bau begonnen werden, der ein Vierteljahr später mit der Fertigstellung der Sportanlage und der Clubhütte seinen endgültigen Abschluss fand.
Bereits am 25.Oktober 1985 konnte die Vorstandschaft alle am Bau Beteiligten zur Hebfeier einladen. Sportlich wurde die neue Anlage am 20.November 1985 eröffnet, als zu Ehren der verstorbenen Mitglieder ein erstes Asphaltturnier ausgetragen wurde.
Mit der Erstellung dieser neuen Anlage erfuhr der 1.Eisstock-Club Bad Reichenhall einen bedeutenden Aufschwung, der bis heute anhält und sich in verschiedensten Bereichen manifestiert:
Der sportliche Erfolg stellte sich wieder ein, das Ansehen in der Öffentlichkeit konnte gesteigert werden, der gesellschaftliche Bereich konnte erheblich aufgewertet werden und als Veranstalter konnte der EC an die Erfolge früherer Jahre anknüpfen, so dass auch für die Zukunft mit einer erfolgreichen Fortführung der Entwicklung dieses traditionsreichen Vereins gerechnet werden darf.
Die Bad Reichenhaller Eisstocksportler danken allen, die es ermöglicht haben, dem EC eine neue Heimat zu geben und wünschen allen Besuchern unserer Homepage viel Glück für die Zukunft.
Bad Reichenhall, 2002
Alfred Kastner, Ehrenvorsitzender (verst. 2017)
Michael Jais, 1. Vorstand (verst. 2009)
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